Zu
dem Besuch unserer lieben Geschwister aus den USA hielten wir am
Abend das Mahl der Jünger ab.
Zuerst
lasen wir in der Bibel und schon bei den ersten Wort umfing mich ein
seltsam warmes Gefühl. Es war wie die Umarmung eines geliebten
Menschen, nur wärmer, fester und liebender als jede Umarmung sein
kann. Sie kam tief aus mir heraus. Wir lasen die Bibel auf englisch
und auch wenn mein Englisch nicht das schlechteste ist, so verstand
ich noch nie so gut die Worte, die ich an diesem Tag hörte. Wir
lasen aus dem Korintherbrief und es war, als hätte ich es nie anders
gehört, nie anders wahrgenommen, als in dieser Sprache, wo ich es
doch noch nie in englisch gehört hatte. Es erfüllte mich, mein
ganzes Sein und ich fühlte noch mehr diese Wärme in mir, um mich
herum aufsteigen.
Danach
begaben wir uns zur Fußwaschung, die Frauen und Männer getrennt.
Zuvor hatte ich Sorge davor, denn noch nie hatte ich dieses Geschenk
empfangen von einer Schwester. Als sie sich aber vor mich kniete und
meine Füße in das kalte Wasser tauchte war es, als wäre es nie
anders gewesen. Es war rein und echt, unverfälscht und wahr. Ich
wusste einfach, dass das der Größte Dienst war, den ein Mensch mir
entgegenbringen konnte und jede Scheu war verflogen. Als meine
Schwester mir die Füße trocknete mit dem warmen und weichem Tuch
war es, als wäre ich nicht mehr der selbe Mensch wie zuvor. Ohne
Sorge machte ich mich daraufhin daran auch ihr die Füße zu waschen.
Und auch dabei fühlte ich mich in keiner Weise falsch. Es war das
Normalste der Welt ihr diesen Dienst zu leisten. Noch nie habe ich
mich so wohl gefühlt.
Die
Männer waren noch immer bei Ihren Waschungen, als wir Frauen sie
schon stumm beendet hatten. Viele Worte sprachen sie, aber auch diese
Worte waren mir in keiner Weise fremd. Ich hörte sie, als hätte ich
sie schon immer gehört.
Die
Worte auch, die danach aus der Schrift gelesen wurden, waren mir
nicht unbekannt, sie waren meine Worte ohne das ich sie zuvor gehört
hatte, sie waren in mir, ohne das ich sie noch einmal im selben
Wortlaut wiederholen könnte.
Noch
nie hat ein Stück Brot so wohl geschmeckt, noch nie war ein Schluck
Wein süßer.
Dieses
Erlebnis hat mich verändert, meine Sicht auf die Welt, mein Wesen,
mein Verständnis von Liebe, denn noch nie habe ich eine so tiefe
Hingabe gegenüber jemanden gespürt wie in diesen Momenten.
Dieser
Tag hat meinen Glauben verändert, dieser Tag hat mich verändert. Er
hat mir geschenkt, was ich mein Leben lang gesucht habe, die
Verbindung zu dem, der mich geschaffen hat und mit diesem Tag habe
ich erfahren, was es heißt Vergebung zu empfangen.
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