Still sitze ich da und lasse meine
Gedanken schweifen. Der Raum ist erfüllt von einem Duft aus Zimt und
Apfel, Weihrauch und Zitronenschale, einem Hauch Nelken und Orange.
Es erinnert an Heimat, Kindheit, an spazieren gehen durch verschneite
Winterlandschaft. Die Fenster der Häuser sind erleuchtet mit
Schwibbögen und Engeln, es ist kalt und meine Mama fasst mit ihren
großen und weichen Händen nach meinen, auf der anderen Seite mein
Vater, in dessen riesen Händen meine kleinen Kinderhände vollkommen
verschwinden. Wir spazieren zusammen und schauen uns die
Lichterfenster an.
Es zieht mich zurück in das Heute, das
Babyfone hat geknackt. Falscher Alarm, es war nur ein Husten und
schon ziehen mich die Gedanken wieder weg von hier. Im Hintergrund
laufen die alten bekannten Lieder, Lieder aus der Heimat, ein
Dialekt, den mein Mann heute noch nicht so recht verstehen will. Ich
denke an das Kekse backen, das will ich auch heut mit den Kindern
noch machen. Ich denke an den Geruch, der sich tagelang in unserer
kleinen Wohnung gesammelt hat. Ich sehe mich vor meinem inneren Auge,
wie ich absichtlich den Keks in die Glasur hab fallen lassen, damit
ich ihn noch leicht warm essen durfte und ich höre das fröhliche
Lachen meiner Mama.
Ein wenig wehmütig kommt mir in den
Sinn, wie oft wir doch hetzen, damit wir das morgen, das auf jeden
Fall kommen wird nicht verpassen, dabei an Erinnerungen von gestern
hängen, aber das Heute vergessen. Diese kleinen Momente, die wir
versuchen fest zu halten, die uns aber immer und immer wieder durch
die Finger rinnen.
In Momenten wie jetzt zerfließt das
Damals, das Jetzt und das Morgen. Es ist nicht wichtig, was war und
was sein wird. Man ist jetzt, im hier, gleichzeitig doch im gestern
und das Morgen kümmert nicht. Es kümmert nicht, was die Leute
sagen, man muss keinem gefallen. Man IST einfach, nicht mehr und
nicht weniger und für mich macht das das Weihnachtsfest aus. Man
vergisst für ein paar Momente was ist und man sieht vielleicht einen
Hauch der Schönheit, die Gott uns geschenkt hat und an der wir so
oft vorbei hetzen. Wir halten einen Moment inne und riechen den Duft
von Zimt und Anis, Apfel und Muskat und wir sehen, was Gott uns doch
für Freude macht.
Lasst uns die Dunkle Zeit nutzen Gott
wieder näher zu kommen und das Gestern und Morgen ruhen zu lassen,
denn was wirklich zählt ist dieser Moment, der im nächsten schon
nur noch eine Erinnerung ist und lasst uns dieses Gefühl
weitertragen und nicht vergessen. Denn Gott wünscht sich Menschen,
die seine Schöpfung bewusst und mit Achtung wahrnehmen und zwar
jeden Moment des Tages.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen