Mittwoch, 26. November 2014

Weihnachten

Still sitze ich da und lasse meine Gedanken schweifen. Der Raum ist erfüllt von einem Duft aus Zimt und Apfel, Weihrauch und Zitronenschale, einem Hauch Nelken und Orange. Es erinnert an Heimat, Kindheit, an spazieren gehen durch verschneite Winterlandschaft. Die Fenster der Häuser sind erleuchtet mit Schwibbögen und Engeln, es ist kalt und meine Mama fasst mit ihren großen und weichen Händen nach meinen, auf der anderen Seite mein Vater, in dessen riesen Händen meine kleinen Kinderhände vollkommen verschwinden. Wir spazieren zusammen und schauen uns die Lichterfenster an.



Es zieht mich zurück in das Heute, das Babyfone hat geknackt. Falscher Alarm, es war nur ein Husten und schon ziehen mich die Gedanken wieder weg von hier. Im Hintergrund laufen die alten bekannten Lieder, Lieder aus der Heimat, ein Dialekt, den mein Mann heute noch nicht so recht verstehen will. Ich denke an das Kekse backen, das will ich auch heut mit den Kindern noch machen. Ich denke an den Geruch, der sich tagelang in unserer kleinen Wohnung gesammelt hat. Ich sehe mich vor meinem inneren Auge, wie ich absichtlich den Keks in die Glasur hab fallen lassen, damit ich ihn noch leicht warm essen durfte und ich höre das fröhliche Lachen meiner Mama.





Ein wenig wehmütig kommt mir in den Sinn, wie oft wir doch hetzen, damit wir das morgen, das auf jeden Fall kommen wird nicht verpassen, dabei an Erinnerungen von gestern hängen, aber das Heute vergessen. Diese kleinen Momente, die wir versuchen fest zu halten, die uns aber immer und immer wieder durch die Finger rinnen.
In Momenten wie jetzt zerfließt das Damals, das Jetzt und das Morgen. Es ist nicht wichtig, was war und was sein wird. Man ist jetzt, im hier, gleichzeitig doch im gestern und das Morgen kümmert nicht. Es kümmert nicht, was die Leute sagen, man muss keinem gefallen. Man IST einfach, nicht mehr und nicht weniger und für mich macht das das Weihnachtsfest aus. Man vergisst für ein paar Momente was ist und man sieht vielleicht einen Hauch der Schönheit, die Gott uns geschenkt hat und an der wir so oft vorbei hetzen. Wir halten einen Moment inne und riechen den Duft von Zimt und Anis, Apfel und Muskat und wir sehen, was Gott uns doch für Freude macht.
Lasst uns die Dunkle Zeit nutzen Gott wieder näher zu kommen und das Gestern und Morgen ruhen zu lassen, denn was wirklich zählt ist dieser Moment, der im nächsten schon nur noch eine Erinnerung ist und lasst uns dieses Gefühl weitertragen und nicht vergessen. Denn Gott wünscht sich Menschen, die seine Schöpfung bewusst und mit Achtung wahrnehmen und zwar jeden Moment des Tages.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen