Sonntag, 5. Juli 2015

Tempo?

Ich las vorhin einen Artikel im Gesellschaftsteil der Süddeutschen Zeitung und ich konnte kaum glauben, was ich da las.
Es ging um die gesellschaftliche Veränderung und das streben der Jugend ihr Leben zu entschleunigen. Es ging darum, dass sich die Menschen offensichtlich eine eigene Idylle wünschen, mit Garten, Blumenkleidchen, selbstgemachter Marmelade. Ein Stück langsamer eben, als die Welt es von uns verlangt.



Ich frage mich deshalb, warum soll es denn so bestrebenswert sein in einer Welt zu leben, in der man nie weis, ob man im nächsten Jahr noch seinen Job hat. In der man nicht planen kann sich ein Häuschen zu bauen, wie es noch vor 30 oder 40 Jahren war. Ja, damals arbeiteten die Menschen mehr Stunden die Woche,aber sie konnten, wenn sie sich nicht ganz dumm angestellt haben darauf freuen irgendwann ihr eigenes kleines Heim zu haben. Die Frau musste nicht arbeiten gehen, damit die Familie ernährt werden kann, sondern konnte sich um ihre Familie kümmern, Marmelade kochen und musste sich nicht zerreißen um Familie, Haushalt und das eigene Leben irgendwie unter einen Hut zu bekommen. Der Papa arbeitete hart um seiner Familie ein Heim zu schenken, mit einer Rutsche, Schaukel und einem Hund für die Kinder. Ein Häuschen mit Blumen und Gemüsebeeten und Obstbäumen, die verschwenderisch im Frühjahr ihre zarten Blüten öffneten und ein Gefühl von Heimat in den eigenen Garten zauberten.
Es ist ja nicht so, das Mama, die daheim ist den ganzen Tag faul ist, als Mama hat man immer was zu tun, man hat niemals Ruhe, aber die Zeit war planbar, das Leben geregelt und man konnte sich drauf verlassen, dass man jeden Monat das selbe Geld hatte und im Alter einen Platz zum Leben hatte.
Heute wird uns erzählt es wäre erstrebenswert eine Patchworkfamilie zu sein (wobei ich echt nichts gegen Patchworkfamilien habe, wir sind auch eine), das es toll ist, wie sich die Welt verändert, das Tempo toll ist. Schnelle Jobwechsel, schnell reisen, in 48 Stunden einmal um die ganze Welt. Zum Innehalten und Luftholen haben wir keine Zeit, wir könnten was verpassen.

Die Menschen stellen plötzlich Alles in Frage was so gut funktioniert hat. Das traditionelle Familienbild ist nicht mehr in Mode. Heute ist man eine Regenbogenfamilie, Alleinerziehend oder spiesig, mit einer traditionellen Rollenverteilung in der Familie lebt. Das ehemalige Ideal wird als Patriarchat verunglimpft und ständig wieder auf Jobsuche zu sein wird als herausforderndes Berufsleben und Chancen verstanden (früher war man schon so ein Lump oder Tagelöhner, wenn man in 10 Jahren fünf Mal den Job gewechselt hat). Die Konservativen, die unser Land wieder aufgebaut haben (man schaue sich nur mal das Wirtschaftswunderland Bayern an) werden als ewig gestrige bezeichnet und der Erhalt von Brauchtum und Werten als nationalistisch.
Ich frage mich wirklich, wie es soweit kommen konnte, das ganze Generationen ihr Wertebild so sehr verändert haben, das am Ende nur noch die schönen Bilder in meinen Gartenzeitungen übrig geblieben sind. Ich frage mich, wann die Menschen aufgehört haben von dem Gemeinsam zu träumen und das zu erarbeiten und angefangen haben sich selbst nur noch zu sehen. Für mich ist nichts erstrebenswertes daran zu arbeiten, um mir eine kleine Wohnung mitten in der Stadt leisten zu können und noch weniger ist es für mich erstrebenswert am Ende allein auf meiner Veranda zu hocken und alles worauf ich zurück blicke ist ein Leben, das aus schneller Arbeit, schnellem Vergnügen und …... übrig bleibt nichts.


In einer Welt, in der das Motto ist, dass Alles schnell sein muss, ist für Gott kein Raum mehr. In einer Gesellschaft, in der man mehr an das eigene Amüsement denkt, ist für Liebe deinen Nächsten keine Zeit. Wie wollen wir denn so unseren Kindern beibringen, was uns die Bibel sagt, wenn wir doch das Wort (und somit Jesus) versuchen in unsere kleine Welt zu pressen, statt uns in seine wunderbare Welt zu stellen und diese zu genießen? 

1 Kommentar:

  1. Sie sitzt auf ihrem alten Sofa
    aus der Wirtschaftswunder-Zeit.
    Zwei Glückwunschkarten auf dem Tisch,
    Dallas ist längst vorbei.
    Alles Gute zum Einundsechzigsten
    liebe Omi, Tschüss, bis bald.
    Die Kinder sind jetzt groß und außer Haus
    Die Wohnung ist oft kalt.

    Irgendwas hat sie immer zu tun,
    sie teilt sich die Hausarbeit ein
    und jeden Abend schaltet sie ab
    und das Fernsehen ein.
    Das war nicht immer so
    erst seit sie allein ist,
    seit ihr Mann starb,
    den sie mit feuchten Augen vermisst.

    Refrain:

    Sie hat so gern getanzt mit ihm
    und manchmal, wenn es zu sehr weh tut,
    legt sie ihre alte Lieblingsplatte auf
    und tanzt ganz für sich.

    Wenn sie diesen Tango hört,
    vergisst sie die Zeit.
    Wie sie jetzt lebt ist weit, weit entfernt,
    wie ein längst verglühter Stern [2x]

    Aus der Heimat verjagt und vertrieben,
    nach Hitlers großem Krieg.
    Sie hat kräftig mitbezahlt
    für den deutschen Traum vom Sieg.
    Dann der lange, harte Wiederaufbau
    für ein kleines Stückchen Glück
    Das lang ersehnte Eigenheim
    und Kinder für die Republik.

    Die sollten's später besser haben,
    deshalb packte sie fleißig mit an.
    So blieb ihr oft zu wenig Zeit
    für sich und ihren Mann.
    Ein ganzes Leben lang zusammen,
    gelitten, geschuftet, gespart.
    Jetzt wär' doch endlich Zeit für mehr,
    jetzt ist er nicht mehr da.

    Vielleicht kennst Du das Lied, es ist von Pur wenn sie diesen Tango hört.

    Ich finde Du idealisierst etwas dieses klassische Rollenbild.

    Männer die gebaut hatten, hatten damals wie heute wenig Zeit für ihre Familien und wer Geld hätte konnte damals wie heute bauen.

    Dieses Rollenbild bekommt ein Sprung, wenn Scheidung kommt ( gibt es auch in christlichen Kreisen) jemand stirbt oder der Mann morgen behindert arbeitsunfähig wird.

    Ein Satz aus einem Kurs auf dem ich mal war

    Früher war nicht alles besser, es war anders.

    Gesegneten Sonntag Euch

    Natbar

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